IMPULS DER WOCHE
Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. (Mt 5,9)
Vor Jahren stand ich selbst auf dem Berg der Seligpreisungen in Galiläa. Die Sonne schien warm an diesem Nachmittag. Von dort oben hat man einen wunderbaren Blick, über Olivenhaine hinweg, bis hinunter zum See Genezareth. Ich spürte dort einen tiefen inneren Frieden. Krieg war damals etwas sehr Fernes für mich.
Die Realität heute ist anders: Bilder von Kriegsschauplätzen lassen mich erschaudern. Ich kann nicht verstehen, daß Menschen, daß Nachbarn sich derart bekämpfen. Um Krieg zu machen, muss man verrohen, Nächstenliebe wegätzen und Freundschaft auslöschen. Gern werden Kriege „heilig“ und „gerecht“ genannt und der Gegner ist „das absolut Böse“. Doch Krieg ist krank, ist nie die Lösung und macht alles nur schlimmer. Wir sind doch das Leben nicht wert, wenn wir uns gegenseitig so vernichten! Jesus, so lesen wir, sucht Friedensstifter! Er meint aber keinen billigen Kompromiss, kein Pflaster, das man einfach auf eine Wunde legt. Wege, die zum Frieden führen, sind mühsam und verlustreich. Wer wirklichen Frieden sucht, muss bereit sein, Stolz, Sicherheiten, Freunde, ja manchmal sogar ein Stück vom eigenen Ich zurückzulassen. Wahre Stärke liegt im Verzicht auf Gewalt, im Mut zur Demut, im Durchhalten dort, wo Kampf einfacher wäre als Vergebung. „Einst wird Eisen nicht mehr töten, sondern das Feld bestellen“, so lesen wir es voll Zuversicht in den alten Schriften. Frieden kann jedoch nur wachsen, wo wir wagen, die geballte Faust zu öffnen, auch wenn diese zittert, wenn wir die verletzende Antwort zurückhalten und stattdessen schweigen, wenn wir unsere Wunden zeigen, ohne neue zu schlagen. Frieden zwingt auch, sich auf das Gegenüber einzulassen, die Sicht des Anderen nicht niederzuringen sondern ernst zu nehmen. Nur so gibt es die Chance auf friedliches Miteinander. Es braucht viel Mut und Gottvertrauen, die Spirale von Hass und Gewalt zu durchbrechen.
Gern möchte ich zu den Friedensstiftern gehören, doch fühle ich mich ohnmächtig, habe Angst und Wut im Bauch. Ich schaff‘s alleine nicht! Mir ist deshalb so wichtig, dass ich Gott um Hilfe, um sein Eingreifen bitten darf. Möge der Friedefürst uns Menschen mit Weisheit und nach seinem Willen leiten, in allem, was wir hin zum Frieden unternehmen. Und wir, wir sollten beten, ganz fest um den Willen zum Frieden beten, immer wieder.
Julia Schönlebe, Flöha-Plaue
Diese Seite wurde am 11.11.2025 aktualisiert.